Mit Integration gegen Problempflanzen: 40 Freiwillige beseitigen das giftige Jakobskreuzkraut bei Kreuzwertheim
Die Kreuzwertheimer Erlichgärten gelten als Naturschutzjuwel und Hotspot der Artenvielfalt: Neben 3000 Obstbäumen, wurden hier alleine 100 totholzbewohnende Käferarten und 60 Vogelarten nachgewiesen. Die eingestreuten Heuwiesen und Rinderweiden sind von europaweiter Bedeutung und besonders blüten- und artenreich. Damit diese auch künftig als Futter genutzt werden können, stechen engagierte Naturfreunde dort seit drei Jahren ehrenamtlich das giftige Jakobskreuzkraut aus. Die gelb blühende Giftpflanze scheint dadurch mittlerweile auch zurückzugehen. So kamen dieses Jahr „nur noch“ 18 große Plastiksäcke voll zusammen. Ohne eine solche Wiesenpflege breitet sich das giftige Kreuzkraut in großen Teilen der Landschaft aus. Vor allem Pferde und Rinder erleiden durch das Fressen von Kreuzkraut belastetem Futter Leberschäden.
Neben diesem naturschutzfachlichen und landwirtschaftlichen Aspekt hatte der Aktionstag am Wochenende noch eine weitere wichtige Bedeutung: Integration. „Am Samstag haben wir ausnahmslos sympathische junge Männer kennengelernt, die arbeiten, sich beweisen und sich integrieren wollen“, so Gebietsbetreuer Salomon. Die Freiwilligen hätten Ihre Anreise selbständig organisiert, seien überpünktlich dagewesen, hätten hochmotiviert gearbeitet und sich ausgesprochen freundlich gezeigt. Für Mohammad Mahdi (27 Jahre), studierter Arzt aus Kabul und seit eineinhalb Jahren in Deutschland, war ein Hauptgrund für die Teilnahme: „Mit deutschen Leuten zusammen zu sein“. Immerhin hat er seit Kurzem auch einen Mini-Job als Verkäufer annehmen können. Der Aktionstag gegen das Jakobskreuzkraut sei wie ein Deutschkurs, meinten auch viele andere. Gespräche zwischen Geflüchteten und Einheimischen waren ständig zu vernehmen.
Salomon sieht in den Flüchtlingen für seine und andere Arbeiten eine echte Chance. Normalerweise sei es kaum mehr möglich, eine so schlagkräftige Truppe für ehrenamtliche Arbeitseinsätze zusammenzustellen. Meist fühlten sich nur eine Hand voll Personen angesprochen. Mit Geflüchteten hat er bisher dagegen nur positive Erfahrungen gemacht. „Wenn man mit Wertschätzung auf diese Leute zugeht, können alle gewinnen – sogar die Natur“, meint Salomon.