Der Markt Kreuzwertheim stellt sich vor

undefinedDort, wo der Main in den Taubergrund schaut, wo sich Spessart und Odenwald begegnen, Bayern und Baden sich die Hand reichen, liegt das altehrwürdige Kreuzwertheim, südlichster Vorposten des Landkreises Main-Spessart. Hier setzt die offene Flußlandschaft dem in sich geschlossenen Waldgebirge ein Ende.
Schon früh entdeckten unsere Vorfahren jenen von Mutter Natur bevorzugten Fleck, auf dem der alte Ortskern liegt.
Die erste Bezeichnung "Werdheim" bedeutet deshalb soviel wie "Heimstatt am sicheren Ufer", und das ist der Ort bis heute geblieben, auch wenn jetzt die Schwesterstadt auf der anderen Mainseite diesen Namen für sich gepachtet hat.

"Werdheim" entwickelte sich zur Urpfarrei des südöstlichen Spessartraumes. Die unterstand dem Bischof von Würzburg, und auf ihn ging schließlich auch die Marktrechtsverleihung durch König Heinrich II. vom 22. Oktober 1009 zurück.
Ein markantes Kreuz auf dem Kirchplatz, der früher zugleich auch als Markt diente, erinnert an jene Zeit, in der kirchliche und weltliche Macht aufs engste verflochten waren. Allerlei Sagen ranken sich um jenes Kreuz, welches fortan Kreuzwertheims Wahrzeichen wurde. Wohl aus Sicherheitsgründen hat man es auf einen vier Meter hohen Sockel gehoben und inzwischen mehrfach erneuert. Aber mit ihm, den alten Häusern ringsum, dem holprigen Pflaster und einem geheimnisvollen Hufeisen an der Kirchentür in unmittelbarer Nachbarschaft spannt sich der Bogen der Geschichte aus dem Dunkel der Vergangenheit bis in unsere Gegenwart.
Das alte Viertel oberhalb des Mains beherbergt die Seele des Ortes, und am Kirchplatz hat der Besucher sein Herzstück erreicht.
Als Anfang des 13. Jahrhunderts die Grafen von Wertheim auf der anderen Mainseite ein mächtiges Bollwerk errichten ließen und sich in ihrem Schutz eine neue Ansiedlung zu entwickeln begann, übernahm sie die Bezeichnung "Werdheim". So finden sich von da ab zur besseren Unterscheidung des älteren Ortes viele Namen, die allesamt auf das Kreuz Bezug nehmen: "Crucwertheim", "Heiligen-Creuzeswertheim", "Ze dem Creuz", "Zum Creuz" oder auch schlicht "Creütz", wie es im Volksmund bis heute üblich ist.
Nachdem Wertheim im Jahr 1306 Stadtrechte erlangt hatte, geriet sein Gegenüber ins Hintertreffen. Die alten Marktprivilegien büßten mehr und mehr an Bedeutung ein.

Unter Kaiser Karl IV. wurde Kreuzwertheim 1362 mit Burg und Stadt böhmisches Lehen. Diese Maßnahme brachte 1368 das Recht, im Ort silberne Pfennige schlagen zu lassen. Graf Johannes I. schließlich ließ den Ort mit Mauern, Toren und vier Türmen befestigen. Zwei davon blieben stehen, in der Pfarrgasse und am Beginn der Lengfurter Straße.
Was die Geschichte ansonsten hinterlassen hat, verdient sorgsamen Schutz, um es nachfolgenden Generationen zu bewahren: die alte Wehrkirche zum Beispiel, das 1594 erbaute prächtige Wohnhaus des früheren Schultheißen Peter Herrschaft und ein herrlicher Ziehbrunnen.
Und dann gibt es jenes majestätische Schloss, dessen Schauseite sich zur Hauptstraße hin präsentiert und Kreuzwertheim einen Hauch von Residenz verleiht, Wohnsitz der Fürstenfamilie zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg.
Kreuzwertheim wuchs zu einem Kleinzentrum und beachtenswerten Standort klein- und mittelständischer Betriebe heran, weitete sich in neuen Siedlungsgebieten beträchtlich aus. Eingemeindungen ließen schließlich die Einwohnerzahl auf inzwischen fast 4000 wachsen.
Der fränkische Dreiklang Wald – Wasser – Wein gilt für Kreuzwertheim besonders. Der Ort ist Ausgangspunkt in das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands, den Spessart. Auf dem Bettingberg, wo einsamer Wald den Sporn inmitten der schönsten Schleife des vielgewundenen Mains deckt, soll einst die sagenumwobene Wettenburg gestanden haben. 

Wasser lockte die ersten Siedler an. Wenn auch die Zunft der Fischer bald ausgestorben sein wird, der Wein ist Kreuzwertheim geblieben. Fremde mögen ihn kosten! Nicht nur im September, wenn sich der Ort von seiner ganz besonders gastlichen Seite zeigt. Dann feiert man nämlich das Heimatfest mit dem urigsten Namen weit und breit: das "Quätschichfest", mit dem man an den hier einst weitverbreiteten Zwetschgenanbau erinnert. Ein Grund, gelegentlich vorbeizuschauen.

Manfred Schneider
Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins